Zur Meinungslage der EU-Bürger*innen in Zeiten von COVID-19

Welche Themen beschäftigen die EU-Bürger*innen? Wie stehen Sie der EU und ihren Institutionen gegenüber? Wie sieht im Allgemeinen die Stimmungslage in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten aus? Diese und weitere Fragen sind Gegenstand des seit über vier Jahrzenten erscheinenden Eurobarometers, einer regelmäßigen Umfrage, welche die Bevölkerung aller EU-Mitgliedstaaten zu einem breiten Themenspektrum befragt.

 

Das Eurobarometer kann als Serie von Befragungen verstanden werden, die sich durch die Erhebungsform bzw. Art der Befragung auszeichnet. Sich wiederholende Standardfragen werden mit wechselnden Spezialfragen ergänzt. Somit eröffnet das Eurobarometer einerseits einen Datenvergleich über viele Jahre hinweg und andererseits können aktuelle Themen kurzfristig beleuchtet werden. Neben dem Standard-Eurobarometer werden in sogenannten Spezial-Eurobarometern und Flash-Eurobarometern vertiefende Themenschwerpunkte und aktuelle kurzweilige Themen abgefragt. In den einzelnen Mitgliedstaaten werden pro Befragungswelle rund 1.000 Personen[1] ab einem Alter von 15 Jahren befragt. Die diesjährige Frühlings-Eurobarometer-Umfrage stand ganz im Zeichen der COVID-19-Pandemie und trug den Titel Resilienz und Aufbau: Öffentliche Meinung ein Jahr nach Beginn der Pandemie.

 

Die Folgen der Pandemie

Nicht überraschend scheint das Ergebnis, dass knapp ein Drittel aller Befragten über finanzielle Einbußen berichten. Brachte doch die Pandemie und die dadurch bedingten Maßnahmen, welche von den Regierungen umgesetzt worden sind, weitreichende Einschnitte am Arbeitsmarkt mit sich. 26 % aller Teilnehmer*innen haben zwar jetzt noch keine Einbrüche in ihren Einkünften erlebt, gehen jedoch davon aus, dass es zukünftig Einbußen geben wird. Diese Unsicherheit, wie und unter welchen Rahmenbedingungen es weitergehen wird, zeichnet sich auch bei der Frage nach dem emotionalen Befinden ab. 45 % aller Befragten fühlten sich zum Zeitpunkt der Befragung unsicher, 34 % frustriert und 30 % berichten von einer gewissen Hilflosigkeit. Zudem zeigen die Ergebnisse einen Zusammenhang zwischen den finanziellen Herausforderungen und negativen Gefühlen. Jene Befragte, die mit Einbußen zu kämpfen hatten und haben, blicken weit negativer in die Zukunft. Nichtsdestotrotz schöpfen bereits 37 % der befragten EU-Bürger*innen und 40 % der Österreicher*innen ein Jahr nach Beginn der Pandemie Hoffnung, dass das Ende der Pandemie in Sicht sein wird.

 

Die Reaktion der EU auf die Pandemie

Knapp die Hälfte der befragen EU-Bürger*innen und 53 % der Österreicher*innen sind im Allgemeinen mit den Maßnahmen, die von der EU zur Bekämpfung der Covid-Pandemie gesetzt wurden, zufrieden. Einzig die Solidarität zwischen den EU-Mitgliedstaaten wird kritisch gesehen. 53 % der EU-Bürger*innen und 51 % der Österreicher*innen sind diesbezüglich nicht zufrieden. Da der Erhebungszeitraum der Befragung in den Frühling dieses Jahrs gefallen ist, sind bei der Frage nach den Schwerpunkten, welche die EU zur Bekämpfung der Covid-Pandemie setzen solle, Themen rund um die Impfung zentral. Darüber hinaus wünschen sich die Befragten, dass die Europäische Union ihren Fokus auf die Entwicklung einer einheitlichen EU-Strategie zur Begegnung von Krisen sowie auf eine europäische Gesundheitspolitik legt.

 

Meinungen der EU-Bürger*innen und Österreicher*innen zur EU

Neben diesen persönlichen Auswirkungen der Pandemie befragte das Eurobarometer die EU-Bürger*innen auch zu ihren Einstellungen hinsichtlich der Aktivitäten und Handlungen der EU. Im Allgemeinen sind die Zustimmung bzw. das Image der EU in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Seit 2012 lässt sich hier ein positiver Trend über alle Länder hinweg feststellen. Auch lässt sich seit Beginn der Pandemie diesbezüglich ein deutlicher Zuwachs beobachten ­– lag die Bewertung der Bürger*innen zum Image der EU im Herbst 2019 bei 40 %, so schrieben im Herbst 2020 bereits die Hälfte aller Befragten der EU ein positives Ansehen zu. Österreicher*innen sind hier allerdings deutlich kritischer: Hierzulande stimmen „nur“ rund 34 % der Befragten dieser Aussage zu. An dieser Stelle soll aber auf die großen Unterschiede zwischen den Altersgruppen verwiesen werden. Jüngere Österreicher*innen schreiben der EU weit häufiger ein positives Image zu (41 % der 25- bis 39-Jährigen verglichen mit 25 % der über 55-Jährigen). Zudem ist das EU-Image immer mit dem Interesse der Befragten an Politik verbunden. Je politisch interessierter die Befragten angeben zu sein, desto positiver sehen sie die EU.

Ein Jahr nach Beginn der Pandemie ist es nicht verwunderlich, dass sich diese besondere, herausfordernde Zeit auf verschiedene Bereiche unterschiedlich auswirkt. Auch zeigen die Ergebnisse des Eurobarometers, dass Themen in den verschiedenen Mitgliedstaaten von unterschiedlicher Relevanz sind. So sind unter anderem die finanziellen Auswirkungen der Krise in einigen Ländern stärker zu spüren als in anderen.

 

[1] In einigen Mitgliedstaaten werden aufgrund der geringen Einwohner*innenzahl deutlich weniger Personen befragt. Es gilt die Regel, dass ab einer Einwohner*innenzahl von unter einer Millionen das Sample auf 500 Befragte reduziert wird.

Schlagwörter: Befragung, Covid-19, EU